Die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung stellt der langjährigen Politik in Gelsenkirchen abermals ein schlechtes Zeugnis aus.
Der Anteil der Kinder unter 18 Jahren in Familien mit SGB-II-Bezug (Hartz IV) lag im Dezember 2019 bei 41,5%! Dieser traurige Spitzenwert in NRW wird noch dadurch getoppt, dass es im Vergleich zum Dezember 2014 eine Steigerung von 5,7 Prozentpunkten gab. Damit ist Gelsenkirchen schlechter als alle umliegenden Städte (z.B. Herne, Recklinghausen, Bottrop, Oberhausen, Essen, Duisburg, Bochum, Dortmund). Auch in Gesamt-NRW (18,6%) und in West-Deutschland (13,1%) kann man über die Gelsenkirchener Werte nur Grauen empfinden.
Monika Kutzborski, familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie: „Für mich ist diese Negativentwicklung nicht nachvollziehbar. Wir hatten in den letzten Jahren eine wirklich gute wirtschaftliche Rahmensituation, die dazu führte, dass fast alle Städte den Armutsanteil zumindest annähernd konstant halten konnten. Nur hier in Gelsenkirchen ging es krachend schief. Und leider wird die Corona-Krise mit den negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt der oftmals befristeten Mini-/Midi-Jobs insbesondere für Alleinerziehende sowie der Leiharbeitnehmer und Kurzarbeiter die Zahlen in 2020 noch einmal deutlich verschlechtern." Die Folgen der Kinderarmut wirken langfristig. Die betroffenen Kinder haben zu Hause seltener einen ruhigen Ort, um lernen zu können. Sie haben öfter keinen Computer mit Internetanschluss (sowie Drucker, Scanner). Sie sind seltener Mitglied in einem Verein und können oft nicht mit auf Klassenfahrt oder Schulaustausch gehen. Die stigmatisierenden Anträge bei Trainern/Lehrern für finanzielle Förderungen werden oft nicht gestellt. Alles zusammen führt dazu, dass die Bildungschancen und die Bildungsergebnisse deutlich geringer sind.
„Kinderarmut ist Familienarmut und gefährdet den städtischen Zusammenhalt und die Perspektiven unserer Stadt. Natürlich kann man die Grundursachen für Kinderarmut nicht über Nacht lösen, aber das ernsthafte Kümmern um die betroffenen Kinder gehört ganz oben auf die politische Agenda. Experten empfehlen, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in politischen Entscheidungsprozessen deutlich auszubauen, um gemäß dieser Erkenntnisse neue bildungs-, sozial- und familienpolitische Konzepte aufzusetzen. Die finanziellen Förder- und Unterstützungsprogramme (Kindergrundsicherung, Teilhabe- und Bildungspakete) müssen deutlich einfacher in Anspruch genommen werden können und die finanziellen Bedarfe besser abbilden. Gute Kitas und Schulen sowie Vereine, Nachhilfe- und Freizeitangebote mit vertrauenswürdigen Bezugspersonen, die die Kinder ernst nehmen, sie beteiligen und die Stärken und Potentiale herausarbeiten und fördern, müssen insbesondere durch die Stadt entwickelt und koordiniert werden. Dafür müssen und werden wir uns verstärkt einsetzen“, so
Monika Kutzborski abschließend.