Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
das Thema Frauenförderung, Frauenquote beschäftigt die Politik in Kommune, Land und Bund in regelmäßigen Abständen immer wieder.
Und immer wieder wird dieses Thema entweder leidenschaftslos, weil von manchen als „Gedöns“ abgetan diskutiert, oder es führt zu hitzigen Debatten, wie zuletzt im Zusammenhang mit der Einführung einer „Frauenquote für Dax-Unternehmen“.
Sachlichkeit und Ernsthaftigkeit in dieser Angelegenheit zu schaffen ist nach wie vor schwierig.
14 Jahre ist es nun her, dass der Rat der Stadt Gelsenkirchen den ersten Frauenförderplan beschlossen hat.
Heute wollen wir gemeinsam den fortgeschriebenen vierten Frauenförderplan beschließen.
Das können wir natürlich nur dann tun, wenn wir zu der Überzeugung kommen, dass der Frauenförderplan für die Frauen in der Stadtverwaltung gut gewesen ist und den Frauen in der Entwicklung ihrer beruflichen Situation geholfen hat.
Hat der Frauenförderplan den Frauen in der Stadtverwaltung Gelsenkirchen also geholfen?
Nach wie vor sind Frauen in allen Besoldung- und Entgeltgruppen des höheren Dienstes unterrepräsentiert. Auch im gehobenen Dienst finden sich in den oberen Besoldungs- und Entgeltgruppen zu wenig Frauen.
Wegen fehlender Teilzeitmöglichkeiten finden sich in Führungspositionen kaum noch Frauen.
Was hat der Frauenförderplan den Frauen in der Stadtverwaltung also gebracht?
Zielvorgaben, Traineeprogramme, Führungskolloquien, Kompetenz-Upgrades, Mentoring und Gender Mainstreaming und vieles mehr sind sicherlich geeignete und erforderliche Mittel, um den Anteil von Frauen in der Stadtverwaltung Gelsenkirchen zu erhöhen.
Aber allein hiermit ist es nicht gelungen, die nach wie vor vorhandene Unterrepräsentanz von Frauen zu beseitigen.
Gewiss liegt es nicht an mangelnden Talenten, sondern vielmehr an den besonderen weiblichen Lebensentwürfen.
„Kind oder Karriere“. „Kind und Karriere“ bleibt für die meisten leider nach wie vor ein unauflösbarer Gegensatz. „Karriere ohne Kind“ ist für viele keine Lösung.
Wir als CDU sind der Meinung, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oberste Priorität haben muss.
Dazu hat die Bundesregierung mit dem Elterngeld einen wichtigen Schritt gemacht.
Das reicht aber bei weitem nicht aus, um die Arbeitswelt familienfreundlicher und damit vor allem „frauenfreundlicher“ zu gestalten.
Wir brauchen dringend mehr Teilzeitangebote auch und insbesondere für Männer sowie entsprechende Karrierechancen für Teilzeitbeschäftigte, denn nur so kann Teilzeit attraktiv und zukunftsweisend sein und ein Modell für eine familienfreundliche Arbeitswelt werden.
Eltern in Teilzeit können oftmals effektiver arbeiten und durch die Möglichkeit von Telearbeit Wegezeiten einsparen und somit selbst dann arbeiten, wenn ein Kind krank ist.
Die Einführung von Lebensarbeitskonten könnte ebenso ein Weg sein, Familie und Beruf besser zu vereinbaren.
Neben diesem Sortiment an familienfreundlichen betrieblichen Maßnahmen brauchen Eltern ein passgenaues öffentliches Kinderbetreuungsangebot für alle Altersstufen.
Hierzu sehe ich vor allem uns, meine Damen und Herren, aufgerufen mit all den uns zur Verfügung stehenden Mitteln mitzuwirken und dafür einzutreten, dass die Betreuungssituation in unserer Stadt weiter verbessert wird.
Hat der Frauenförderplan für die Stadtverwaltung Gelsenkirchen also den Frauen geholfen?
Er hat mitgeholfen, dass der Anteil der Frauen in der Gesamtverwaltung gestiegen ist.
Er hilft de facto die Diskussion über Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Gange zu halten.
Das heißt wir werden der Fortschreibung des Frauenförderplans für die Stadtverwaltung nach dem Landesgleichstellungsgesetzes zustimmen, sehen aber die Notwendigkeit für weitere Maßnahmen, um insbesondere das Dilemma zwischen „Kind und Karriere“ bzw. „Kind oder Karriere“ aufzulösen.
Herzlichen Dank an die Mitarbeiter der Verwaltung für die geleistete Arbeit
und an Sie für Ihre Aufmerksamkeit.